Dorothea Seror Mein Ich Putzt  

Mein Ich Putzt II
Eine Putzlumpenburka in Aktion

Juli 2010, Kulmbach beim Fränkischen Kunstpreis

Mein Ich Putzt I
Juni 2010, München
im Klohäuschen an der Großmarkthalle
> Mein Ich Putzt I

Mein Ich Putzt III
September 2012, Séte, Frankreich
Infr’action – International Festival of Performance Art
> Mein Ich Putzt III

Equipment: Burka aus Putzlumpen, großer Eimer oder Badewanne, Wasser, Putzmittel

Konzept + Performance: Dorothea Seror

Photos ©Tom Gonsior
























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Ablauf: Auf der Ausstellungsfläche der Ausstellung Fremde Freunde- Fränkischer Kunstpreis steht eine mit Wasser gefüllte Badewanne. Die Künstlerin geht auf mit Strass besetzten hochhackigen Sandaletten, bekleidet mit einer Burka (Ganzkörperbedeckung für islamische Frauen) durch das Ausstellungspublikum.

Die Burka ist aus Putzlumpen genäht. Sie gießt Putzmittel in das Badewasser. Dann steigt sie in die Badewanne und taucht ganz unter. Tropfnass legt sich auf den Boden. In großen Körperbewegungen, mit den Armen weit ausholend, beginnt sie mit dem gesamten Körper den schmutzigen Boden zwischen den Füssen der Besucher zu putzen. Sie steht auf und wäscht ihre Kleidung in der Badewanne an ihrem Körper aus. Dies wiederholt sie so oft, bis der gesamte Raum geputzt ist. Zum Schluss hinterlässt sie die Burka in der Badewanne und entsteigt in roter Unterwäsche.

Konzept: In der nassen Putzlumpenburka, zwischen den Füßen der Leute herumkriechend erniedrige ich mich physisch und psychisch. Das Gefühl, unter einer schweren Last sich aufzuarbeiten ist mir, trotz Teilhabe am Bildungsbürgertum, sehr bekannt.

Ist nur durch totale Hingabe es möglich, Handlungen auszuführen, die eigentlich erniedrigend und selbst verleugnend sind? Mit einem Hangriff zur Brust muss ich den Mundschutz festhalten, damit ich meine Umgebung wahrnehmen kann. Diese Geste habe ich bei vielen Frauen in Burka beobachtet. In diesem Gewand ist es nur einfach, gerade aus zu sehen und zu gehen.

In nassem Zustand erhält das Gewand ein Gewicht, das kaum zu (er)tragen ist. Und dennoch, diese Hülle rund um meinen Körper hat es mir leicht gemacht, diese schmachvolle Arbeit zu verrichten. Wer weiß denn, wie es drunter aussieht? Ich muss niemanden zeigen, ob ich lächle oder meine Mundwinkel verärgert nach unten ziehe. Meine Augen sind dafür da, dass ich die andere sehe. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht gesehen werde.

Ist es eine Rückkehr ins abendländische Bildungsbürgertum, wenn ich in meiner roten Unterwäsche mich dem Publikum präsentiere oder die Entdeckung einer einfach nur anders gearteten Schmach?